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Zehn Cent Wartezeit

 

Supermarktkassen sind ideale Orte, um das Verhalten von Menschen zu studieren. Man trifft höfliche, zuvorkommende Kunden, aber oft genug leider auch das Gegenteil. Heute stand ich in der Schlange vor der einzigen geöffneten Kasse eines Supermarktes. Vor mir eine Kundin, die beim Eingeben der Preise bemerkt hatte, dass der Preis eines Artikels offenbar nicht mit dem Preis am Regal übereinstimmte. Es handelte sich um eine Packung Käse, die Preisdifferenz betrug angeblich zehn Cent, und die Kundin bestand darauf, dass der Preis korrigiert werden sollte. Also wurde eine Kollegin der Verkäuferin an das Käseregal beordert, um die Preisdifferenz zu ermitteln. Ja, es stimmte: Der Artikel war tatsächlich falsch ausgezeichnet. Um nun den bereits eingegebenen Preis korrigieren zu können, wurde per Durchsage eine weitere, offenbar dafür zuständige Kollegin an die Kasse beordert. Diese Kollegin erschien auch nach mehrmaliger Durchsage nicht, sodass eine weitere Mitarbeiterin des Ladens losgeschickt wurde, sie zu suchen. Das führte auch nicht gleich zum Erfolg, und die Schlange an der Kasse wurde länger und länger. Schließlich erschien die gesuchte Kollegin – nicht ohne an der Gemüseabteilung noch ein paar scherzende Worte mit der dortigen Kollegin zu wechseln. Die Kundin brauchte dann wirklich nur den niedrigeren Betrag zu bezahlen, was ihr gutes Recht war. Aber sie nahm ihre Einkäufe und verließ den Laden, ohne uns, die wir geduldig in der Schlange gewartet hatten, auch nur anzusehen. Geschweige denn, uns für unser Verständnis und unsere Geduld zu danken.

Wolfgang Sopp, Marienfels