Was mich wirklich jedes Mal richtig sauer macht: wenn ich Übersetzungsluschigkeiten finde. Das Hochglanzmagazin zum Beispiel, das ich während des Wartens beim Orthopäden sehr schätze, schreibt von der tollen Hautcreme eines deutschen Herstellers, die angeblich sogar das Model Naomi Campbell benutze und die „organisch“ sei. Ja, was soll denn das bitte schön sein? Eine Creme auf Nierenbasis? Dass im Englischen organic schlicht und einfach bio heißt, ist solchen Redakteuren einfach zu banal und erinnert sie wahrscheinlich zu sehr an Müsli, um es korrekt übersetzen zu können. Ich will ihnen erst gar nicht unterstellen, dass sie es nicht besser wissen. Oder doch? Was wäre eigentlich schlimmer? Woran ich mich auch nicht gewöhnen kann, ist die Tatsache, dass in Filmen eigentlich immer, wenn irgendwelche reuigen Alkoholiker in ihren Selbsthilfegruppen gezeigt werden, die Aussagen ganz direkt übersetzt werden. Nun, man weiß, es gibt nur Hungerlöhne für Übersetzer, und man kann ihnen nicht zumuten, alles genau zu recherchieren. Aber dass eine Bewegung von Selbsthilfegruppen, die es schließlich in Deutschland auch schon seit achtzig Jahren gibt, komplett ignoriert wird, das wurmt mich. Zuletzt sah ich den Film Crazy Heart im Original mit Untertiteln. Wenn Jeff Bridges am Schluss sagt: „One day at a time“, kann man das natürlich mit „Jeder Tag für sich“ übersetzen. Nothing for ungood: Mit einem Hauch von Recherche hätte man die korrekte Übersetzung dieses Slogans gefunden: „Nur für heute“.
Katharina Maiss, Münster