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Weihnachten

 

Neues Jahr, neue Gedicht­form: Nach den Haikus starten wir jetzt mit Parodien auf klassische Lyrik. Einzige Bedingung: selbst geschrieben und nicht länger als sechzehn Zeilen! Diesmal lesen Sie eine zeitgemäße Neufassung des Eichendorff-Gedichtes „Weihnachten“.

Markt und Straßen, volle Gassen,
Hell erleuchtet jedes Haus,
Hektisch strömen Menschenmassen,
Nirgends sieht es festlich aus.

All die Fenster haben Frauen
Oder Männer reich bestückt,
Nicht, damit die Kinder schauen,
Nein, damit der Umsatz glückt!

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Denke traurig mit Bedauern,
Wie so arm doch ist die Welt!

Taub, wenn Weihnachtsglocken klingen,
Blind für gnadenreiche Zeit,
Stumm für wunderbares Singen –
Nur wirklich reich an Einsamkeit!

Sigrid Heuer, Vallendar bei Koblenz