Seit ich denken kann, standen vor den Toren meiner Heimatstadt diese mehr als 100 Meter hohen Stahltürme. Von der Merscher Höhe in Jülich sendete das „Kurzwellenzentrum“ über 50 Jahre lang das Programm der Deutschen Welle und später auch anderer Anbieter in die Welt. Wenn wir als Kinder auf der Merscher Höhe spielten, bewachten uns die Sendetürme stumm, sie sahen zu uns herab und wir zu ihnen hinauf. Man sah sie bei Tag und Nacht, denn dann leuchteten ihre zahlreichen roten Flugwarnlampen weit übers Land. Auch später, als ich längst woanders wohnte, empfing mich die Deutsche Welle schon aus der Ferne, wenn ich meine Eltern besuchte. 1996 stellte die Deutsche Welle dann die Nutzung der Sendeanlagen in Jülich ein.
Jetzt hat man die Türme endgültig „zurückgebaut“, sie sind überflüssig geworden, nur zwei hat man zur Erinnerung stehen lassen, einen davon sieht man auf der neuen Fotografie ganz links. Geblieben ist eine wunderbare, aber ungewohnt „leere“ Landschaft vor einem weiten Himmel, und unter diesem Himmel: zwei Relikte einer vergangenen Epoche.
Evelyn Meessen, Köln