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Beamtenstaat

 

Hauptpostamt Kaiserslautern, kurz nach Schalteröffnung: 16 Kunden warten geduldig in der Schlange. Die Abfertigung verläuft sehr schleppend. Aus der Schlange heraus fragt ein junger Mann einen der drei Postbediensteten, ob er wirklich, wie schon am Vortag, zwanzig Minuten warten müsse, und das nur, weil er an derselben Stelle eine falsche Auskunft bekommen habe. Keine Reaktion des Angesprochenen. Die Kunden in der Schlange werden aufmerksam. Der junge Mann hakt in ruhigem Ton nach. Endlich eine Reaktion: „Wenn Sie hier noch weiter so rummeckern, warten Sie noch länger!“ Gesteigerte Unruhe unter den Wartenden. Da steht der Bedienstete auf und verlässt den Schalterraum. Sein Kollege: „Der geht jetzt aufs Klo. Das muss auch sein!“ Als ich endlich an der Reihe bin, ist der Klo-Gänger wieder zurück. Ich weise ihn höflich, aber deutlich darauf hin, dass sein Verhalten so gar nichts mit Kundenfreundlichkeit zu tun habe. Er sieht durch mich hindurch und wendet sich meinem Hintermann zu: „Der Nächste, bitte!“ Die Szene wirkte wie in einem schlechten Film. Oder wie aus der Zeit, als Kunden noch mit „Postbeamten“ konfrontiert waren, die gnädig und vom hohen Ross herab den Briefmarkenverkauf oder die Annahme von Paketen zelebrierten. In den letzten Jahren war der Service größtenteils besser geworden. Und nun dieser Rückfall! Wir leben im 21. Jahrhundert und nicht mehr in einem Beamtenstaat. Das aber haben (hoffentlich nur) einige Post-„Beamte“ ganz offenbar noch nicht kapiert. Und das ärgert mich!

Horst Rochlitzer, Kaiserslautern