Samstagnachmittag, im Zug von Hamburg nach Hause. Ich habe einen der letzten Klappsitze erwischt und stricke an den Socken weiter, die sich mein Schwiegersohn von mir gewünscht hat. Zwei Knaben, vielleicht 15 oder 16 Jahre alt, beobachten mich. „Können Sie auch nähen?“, fragt der eine plötzlich. Als ich bejahe, zieht er seinen Anorak hervor und zeigt mir eine aufgerissene Naht am Ärmel. Als der zweite mir auch noch ein Briefchen mit Nähzeug hinhält, ist der Schaden schnell behoben. „Meine Mutter näht so selten“, sagt der Besitzer der Jacke und bedankt sich. Und fragt mich dabei nach meinem Namen. Nicht irgendeiner älteren Frau im Zug wollte er danken, sondern mir als Person. Bemerkenswert, diese Sensibilität eines – wie sich herausstellte – Elftklässlers aus Lübz in Mecklenburg!
Marianne Lentz, Lütjensee bei Hamburg