… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröner, 55: Im vergangenen Jahr ist ihr Mann in den Freitod gegangen, jetzt will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Sie ist nach Buenos Aires geflogen und wird per Schiff durch die Südsee nach Australien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Indien und durch den Sueskanal bis nach Venedig fahren.
Die „Stadt der guten Lüfte“ hat mich nach vierzehn Flugstunden so gar nicht namensgerecht empfangen. Die Abgase der stets laufenden Automotoren und die schwülheiße Luft bilden ein ungesundes Gemisch. Der Verkehr vor dem Flughafen wird mit Hupen und Trillerpfeifen geregelt – alles zusammen etwas strapaziös für müde Ankömmlinge. Etwas befremdlich auch der Weg zur Gepäckausgabe mitten durch den Duty Free Shop. Dachte, ich hätte mich verlaufen, aber nein, das soll so sein. Schließlich konnte auch die Dame mit dem MS Columbus-Schild ihre Schäfchen zusammentreiben und in einen eisgekühlten Bus verfrachten. Zuvor jedoch musste die Schweißarbeit des argentinischen Koffereinladers mit einer als propina bezeichneten Gebühr von fünf Euro belohnt werden. Im fahrenden Bus die nächste Überraschung: Das Schiff hat Verspätung. Deshalb machen wir jetzt gleich die eigentlich für den Nachmittag geplante Stadtführung – bei 34 Grad in Winterkleidung! Mein Bericht über das angeblich so beeindruckende Buenos Aires fällt diesen Umständen gemäß aus: Ich sah in die Jahre gekommene Prachtbauten, bunt bemalte Blechhütten, Edelrestaurants. Dazwischen überall Parkanlagen mit gigantischen Jacaranda- und Gummibäumen, unter denen Obdachlose mit Tauben und Müll konkurrieren. Allgegenwärtig Abbildungen von Evita Perón und Diego Maradona. Schade! Und das Schiff war dann doch mal da. Das Chaos bis zum Einchecken wurde nur noch von der Hoffnung auf eine kalte Dusche übertroffen. Das erste Abendessen habe ich verschlafen, aber davon sollen mir ja noch 115 Wiederholungen vergönnt sein!
Sabine Kröner, zzt. Buenos Aires