Samstag kurz nach zehn in der Stadtbibliothek. Ein kleines türkisches Mädchen, das kaum über den Tresen schauen kann, macht sich höflich bemerkbar und fragt: „Liest heute einer was vor?“ Eher nicht, meint die Bibliothekarin, heute würden nicht so viele Leute hier arbeiten. Ein enttäuschtes Gesicht. Da greift die Frau zum Hörer, und als sie auflegt, sagt sie: „Es kommt gleich jemand und liest dir was vor!“ Das Mädchen strahlt. Welch ein Glück Lesen und Vorgelesenbekommen doch ist!
Ann-Kathrin Günter, Köln