Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Eine kleine Weltreise (5)

 

… aus traurigem Anlass unternimmt Sabine Kröner, 55: Im vergangenen Jahr ist ihr Mann in den Freitod gegangen, jetzt will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Sie ist nach Buenos Aires geflogen und wird per Schiff durch die Südsee nach Australien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Indien und durch den Sueskanal bis nach Venedig fahren.

Nach einer Nacht im schaukelnden Bett legen wir in Port Stanley auf den Falklandinseln an. Das Wetter ist very British mit sechs Grad Celsius und Nieselregen. Zum Glück habe ich eine Offroad-Tour gebucht und keine Wanderung. Im Geländewagen fahren wir also über Stock und Stein und auch durchs Wasser zur Bluff Cove Farm. Ein eisiger Wind peitscht mir dort entgegen. Meine Stimmung ist gedrückt. November in Deutschland? Nein: Hochsommer im südlichen Atlantik! Ringsum nur Steine und Gras. Ein paar Falklandgänse und die Kolonie der Eselspinguine haben sich farblich den Wolken angepasst. Ich hake den Spaziergang recht schnell ab und suche Zuflucht in der warmen Stube von Hattie Kilmartin. Dem Wetter trotzend, hat sie hier das Sea Cabbage Café eingerichtet. Nur wenn man weiß, dass Hattie früher in der Mongolei und im nördlichen Russland gekocht hat, kann man verstehen, wie sie es hier aushält. Auf dem Farmgelände draußen grasen Schafe und Galloway-Rinder. Wir genießen den heißen Tee, scones, tea berry muffins und diddle dee jam, begleitet von Akkordeonmusik. Nebenan im Bluff Cove Museum lese ich später auf Schautafeln die Geschichte dieser Inseln nach. Kann mich ja an den Falklandkrieg 1982 erinnern. Aber ich verstehe auch jetzt noch nicht, warum man sich um dieses gottverlassene Land streiten kann. Die Gegend hier wurde darüber hinaus zum Grab für 200 Schiffe auf dem Weg zum Kap Hoorn. Rezepte für Pinguinfleisch und -eier machen mir auch nicht wirklich Appetit. Einen halben Seetag entfernt in Richtung Ushuaia scheint dann die Sonne wieder. Buenos dias, Argentina!

Sabine Kröner, zzt. 53° 34′ Süd, 61° 02′ West