… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröer, 55: Im vergangenen Jahr ist ihr Mann in den Freitod gegangen, jetzt will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff in die Süsee gefahren, über Australien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Indien und durch den Sueskanal geht es jetzt weiter bis nach Venedig. Der Bericht über Sydney und Brisbane entstand vor dem Erdbeben in Japan.
Dank ausgeklüelter Regie unserer Reederei erreichen wir Sydney zur eindrucksvollsten Zeit: am späten Abend. Zuerst passieren wir das durch seine extravagante Architektur welt bekannte Opernhaus, dann die Harbour Bridge, in deren Nähe wir angesichts einer in allen Farben funkelnden Skyline ankern. Bei der Stadtrundfahrt am nächsten Vormittag verliebe ich mich in diese bezaubernde Großstadt, obwohl ich im Allgemeinen Großstädte gar nicht mag. Bei unserem Fremdenführer erkundige ich mich nach den Einwanderungsbedingungen – und erlebe eine bittere Enttäuschung: Ich bin zu alt, zu arm, und ich habe den falschen Beruf. Leute wie mich will man in Australien gar nicht. Am Bondi Beach lässt sich auf die Schnelle auch kein Heiratskandidat finden. Ein Bummel durch Darling Harbour verstärkt noch einmal meine Auswandergelüste, erst der gepfefferte Preis meines Eisbechers lässt mich zur Vernunft kommen. So kehre ich auf unser Schiff zurük und habe lediglich etwas Sand in den Schuhen.
Entlang der australischen Ostküte mit ihren endlosen Sandstränden erreichen wir Brisbane. Das Hochwasser vom vergangenen Januar hat seine Spuren hinterlassen, doch nun mäandert der Brisbane River wieder friedlich durch die Stadt. 1825 als Sträflingslager gegründet, macht »Brizzie« heute einen sehr grünen und schicken Eindruck. Leider ist uns nur eine Stunde »Freigang« vergönt, und ich verbringe sie auf der Suche nach Fotomotiven im Laufschritt, aber in anregender Begleitung. Thanks for teaching me!
Sabine Kröner, zzt. 22° 37′ Süd, 151° 37′ Ost