… aus traurigem Anlass« unternimmt Sabine Kröner, 55: Nach dem Tod ihres Mannes im vergangenen Jahr will sie durch neue Eindrücke Abstand gewinnen. Von Buenos Aires aus ist sie per Schiff um die Südspitze Amerikas und durch die Südsee gefahren, dann kam sie über Australien, Indonesien und Singapur nach Myanmar, von wo sie heute berichtet. Über Indien, die arabische Halbinsel und durch den Suezkanal geht die Reise weiter bis nach Venedig.
»Ich bin verschwitzt, eingestaubt und überglücklich!« – mit diesen Worten kehre ich spät am Abend auf die MS Columbus zurück und umarme jeden, der mir über den Weg läuft. Um halb sechs Uhr nachmittags habe ich das Schiff verlassen und mich in die Stadt Rangun begeben, ganz allein, keiner der anderen Passagiere traute sich raus. Vor dem Hafentor entschied ich mich für eine Fahrradrikscha. Ich passte so gerade mal rein, denn sie ist auf die zierlichen Birmaner zugeschnitten. Eine Verständigung auf Englisch war einigermaßen möglich. Es fällt mir schwer, zu beschreiben, was ich erlebt habe: eine pulsierende Stadt, zerfallene Kolonialgebäude, winkende, aber scheue Menschen. Einfallsreich betreiben sie ihre kleinen Geschäfte am Straßenrand. Das alles erinnert mich an Saigon vor zwanzig Jahren. Seit ein paar Tagen gibt es hier in Myanmar eine neue Regierung, die offiziell kein Militärregime mehr ist. Aung San Suu Kyi ist seit November frei. Ich spüre, wie die Menschen auf Veränderungen hoffen. Ich bin mittendrin und habe keine Angst. Mein Rikschafahrer hätte mich entführen und ausrauben können, aber er wollte mir nur seine Stadt zeigen. Zurück auf dem Schiff bin ich emotional aufgewühlt und kann meine Gefühle zum Glück mit einigen mir inzwischen vertrauten Mitreisenden teilen. Später erfahre ich, dass unsere Stewards bei ihrem Ausflug mit den Rikschafahrern die Plätze getauscht haben. Schöne Geste!
Sabine Kröner, z.Zt. Rangun, Myanmar