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Was mein Leben reicher macht

 

„Du bist schuld!“ gröhlt er strahlend und stuppst mich mit dem Zeigefinger ein paar Mal in die Schulter. Jahre nach der Trennung von seiner Mutter sehe ich meinen „geleasten“ Sohn (aus der ersten Ehe meiner Ex-Frau und inzwischen 18 Jahre alt) zum ersten Mal wieder. Wir klönen fröhlich über die inzwischen vergangene Zeit und seine hervorragenden schulischen Erfolge in Mathe. „Wenn Du damals nicht …!“ schickt er gespielt vorwurfsvoll hinterher. Eigentlich war’s ja er! Er hatte mich vor der Hälfte seines Lebens gefragt, wie denn eigentlich Computer funktionieren. Meine Meine Antwort: „Mit Nullen und Einsen“ erntete erst ungläubiges Staunen bei dem kleinen Kerl, führte dann aber in – mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen gespickte – und lustige Stunden des binären Rechnens. Als seine Mutter uns später mit reihenweise Zetteln voller wilder Zahlenkolonnen vorfand, erklärte sie uns knapp für verrückt. Seither weiß ich, dass es manchmal wunderschön ist, schuld und verrückt zu sein.

Henning Brusdeilins, Weinheim