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Linde: Mein Wort-Schatz

 

Schon in meiner Schulzeit (wie schön ist solch eine Alliteration!) haben meine Lehrer die Liebe zur deutschen Sprache in mir geweckt. Da ging es um das, was bestimmte Konsonanten in uns auslösten, das k-alte K, das ge-m-ütliche M, das zerreißende stimmlose S, ebenso das stimmhafte S, das knarrende R, das strömende W (Wind, Welle, Wasser, Woge, Wut). Wir haben Worte gesucht, die mit diesen – und natürlich auch anderen – Konsonanten begannen. Das war schon in meiner Volksschulzeit, und diese Lehrer waren in Lehrerbildungsanstalten ausgebildet worden, nicht etwa in Universitäten. Das Wort Linde lebt heute fast nur noch in der Bezeichnung eines Laubbaumes. Wer mahnt schon, wenn ein Streitgespräch sich anbahnt: »Gelinde!« Martin Luther noch hat in der Bibel übersetzt: »Eure Lindigkeit lasset kund sein.« Fast lebenslang aber liebe ich das Wort »lind« und lasse mir Alliterationen wie in dem Gedicht von Friedrich Rückert lustvoll auf der Zunge zergehen:

Ich atmet’ einen linden Duft!
Im Zimmer stand
Ein Zweig der Linde,
Ein Angebinde
Von lieber Hand.
Wie lieblich war der Lindenduft!
Wie lieblich ist der Lindenduft!
Das Lindenreis
Brachst du gelinde!
Ich atme leis
Im Duft der Linde
Der Liebe linden Duft.

Claus Ocker, Bremen