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Tour de Farce

 

(Zur Tour de France 2011,
frei nach: Rainer Maria Rilke, »Das Karussell«)

Im Sonnenlicht und seinem Schatten dreht
Sich unablässig der Bestand
Von schlanken Rädern, wohldurchdacht bemannt,
So lange, bis es nicht mehr weitergeht.

Zwar sind die Körper fast schon ausgebrannt,
Doch haben alle Mut in ihren Mienen.
Ein weißer Wagen neben ihnen
Und mittendrin ein gelber Aspirant.

Sogar ein Arzt fährt mit auf dem Asphalt,
Nur dass er keinen Kittel trägt und eilig
Ampullen aussortiert wie durchgeknallt.
Dazu ein Powergel, das Kräfte spendet.

Man kennt doch immer nur das eine Ziel:
Den Tagessieg. Dafür man Blut entwendet,
Mit Epo aufgemischt. Wer weiß, wie viel?
Im Wiegetritt ein Hecheln, das nie endet,
Ein Bleu-Blanc-Rouge,
Das blendet und verschwendet
Sich an ein grenzenlos perfides Spiel.


Vincenz Keuck, Oerlinghausen