Gerade ist es mir wieder eingefallen, als ich eine französische Freundin, die ich demnächst besuchen will, fragte, ob sie einen Wunsch habe. Meinen Wort-Schatz gibt es nicht in Frankreich, nicht in England, nicht in Spanien. Dort muss man sich begnügen mit blassen Umschreibungen wie »kleines Geschenk«, »Andenken«. Die Italiener haben wenigstens einen pensierino, ein kleines Drandenken. Aber nur wir haben das Mitbringsel. So gern ich das Wort habe, so gespalten stehe ich der Sache gegenüber. Wie schön war es, als Kind von Gästen etwas mitgebracht zu bekommen! Ich erinnere mich an unseren Sonntagnachmittagsbesuch, eine befreundete Lehrerin, die mir meine ersten Bücher mitbrachte, darunter mein langjähriges Lieblingsbuch Andschana von Käthe von Roeder-Gnadeberg. Andererseits: die mühsame Suche in kitschigen Souvenirläden! (»Was könnten wir denn für die Oma kaufen?« – »Für Anneliese haben wir auch noch nichts!«) Und eben kommt mir noch ein Gedanke. Soll ich den einer in Hamburg erscheinenden Zeitung mitteilen? Nur Mut: Könnte es sein, dass mir das Mitbringsel auch deshalb so gut gefällt, weil es in seiner Klangfarbe viel eher nach Bayern passt als nach Norddeutschland?
Gisela Dietrich, Planegg