(Nach Johann Wolfgang von Goethe, »Der Fischer«)
Der Motor rauscht’, der Motor schwoll,
Am Steuer saß der Mann,
Sah nach der Ampel ruhevoll,
Kühl bis ans Herz hinan:
Und wie er sitzt, und wie er lauscht,
Zum Himmel blickt empor,
Kommt aus dem Gehweg wie ein Geist
Ein fremdes Weib hervor.
Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:
Was pestest du die Luft
Mit deines Wagens grauem Dunst,
Mach ihn nur aus, du Schuft!
Ach wüsstest du, wie gut es ist
Für Umwelt und Natur,
Du stiegst heraus, so wie du bist,
Und gingst zu Fuß auf Tour.
Liebst du die grüne Wiese nicht,
Die Felder und das Meer?
Liebkost der Wind nicht dein Gesicht,
Erfrischt dir Geist und Herz?
Freut dich der blaue Himmel nicht,
Des Regens frisches Nass?
Lass ab von deiner Unvernunft
Und nimm den Fuß vom Gas!
Der Motor rauscht’, der Motor schwoll,
Es zuckt’ und ruckt’ sein Fuß;
Das Weib vom Gehweg, ist es toll,
Dass es ihn mahnen muss?
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
Da war es schon geschehn:
Die Ampel schaltet schnell auf Grün,
Er ward nicht mehr gesehn.
Dorothee Kremer, Frankfurt am Main