(Nach Johann Wolfgang von Goethe, »Faust I«)
Habe nun, ach! während zweier Jahr’
Literatur nach Lehrplan-Doktrin
und Orthographie sogar
durchaus gelehrt mit heißem Bemühn.
Da sitz ich nun, ich armer Rat,
und grüble, was ich da denn tat.
Zog ich nicht nur quer und krumm
meine Schüler an der Nase herum?
Gab ihnen Texte zu interpretieren,
von vorne nach hinten zu analysieren?
Ich habe Klausuren schreiben lassen,
die Gedanken des Dichters tief zu erfassen.
Und merkte doch, daß niemand was wissen wollte,
in den Augen die Frage, was das bloß sollte.
Faust zog den Schluß für sein eigenes Leben:
Er hat sich der Magie ergeben.
Doch was soll ich tun, ich Fachidiot,
noch zwanzig Jahre in dieser Not?
Und doch bleibt das vage verspürte Hoffen:
Stand da nicht doch noch ein Türchen offen?
War es nicht doch nur ein Wörterkramen?
War es nicht auch Zeit für sprossenden Samen?
Heinz Schlögl, Bad Säckingen