In der deutschen Sprache gibt es unzählig viele Wörter mit Nachsilben wie -heit, -keit oder -schaft, aber nur zwei mit dem Suffix -dei, nämlich Nackedei und Dambedei. Das erste ist synonym mit »Nacktfrosch« und allgemein gebräuchlich für Kinder, die nackt am Strand spielen oder sich gerade zum Duschen ausgezogen haben. Das zweite hat es mir jedoch mehr angetan: Das Wort Dambedei ist vor allem in meiner Karlsruher Heimat gebräuchlich und bezeichnet ein Hefeteig-Männchen mit Rosinenaugen. Es ist ein vorweihnachtliches Gebäck, und sein Name soll sich – eine von zahlreichen Theorien – als Abbild des Christkinds vom lateinischen (in nomine oder ad honorem) domini Dei herleiten. In neuerer Zeit wanderte der Dambedei jedoch im Kalender von Weihnachten über St. Nikolaus weiter nach vorn und wurde Synonym zum »Martinsmännchen«, das alle Kinder, die brav beim Martinszug mitgegangen waren und mitgesungen hatten, quasi als Belohnung erhielten. Beim Verteilen der Hefeteigmännchen konnte es auch schon mal zu unschönen Szenen kommen, wenn Eltern für ihre eigenen Sprösslinge gleich zwei oder mehr Männchen an sich rafften und manches Kind dann leer ausging. Es gibt freilich auch eine übertragene Bedeutung des Dambedei: ein unsportlicher Typ, etwas dicklich und weißbäuchig, oder gar ein »Hannebambel«, ein Mann ohne Rückgrat, der alles mit sich machen lässt. Doch als Erstes denkt man, wenn vom Dambedei die Rede ist, natürlich an den lecker schmeckenden Hefeteig-Mann aus Kindertagen.
Günter Wolf, Wiesloch