Im Januar 1958 war mein Mann aus der damaligen DDR nach Hamburg geflohen. Zu Weihnachten dann hatte er Sehnsucht nach seinen Eltern. Für ein Wiedersehen kam nur ein Flug nach West-Berlin infrage, wohin die Eltern damals noch kommen konnten. In der Maschine der Pan Am bekam am Heiligen Abend jeder Passagier so einen kleinen Schokoladen-Tannenbaum, und meine Schwiegereltern nahmen ihn mit zu sich in die DDR. Als sie 1975 in die BRD übersiedelten, war er mit im Gepäck, und als wir nach ihrem Tod ihre Wohnung auflösten, fanden wir ihn in einer Schachtel mit Weihnachtsschmuck wieder. Sie selbst hatten ihn nie hervorgeholt. Heute aber steht er unversehrt jedes Jahr zu Weihnachten bei uns neben der Krippe, weckt bei meinem Mann schmerzliche Erinnerungen und lässt uns immer wieder dankbar sein, dass heute in Deutschland alle Familien gemeinsam Weihnachten feiern können, ob in Hamburg oder in Demmin (Mecklenburg-Vorpommern).
Hannelore Mewes, Hamburg