»Küter nicht so mit dem Essen rum!«, pflegte mich meine Mutter, die aus Pommern stammte, zu ermahnen, wenn ich als Kind einen wieder und wieder durchgekauten Kloß Fischmatsch im Mund hin und her schob und gleichzeitig mit Messer und Gabel in dem gehassten gebratenen Hering und dessen Gräten herummatschte. Ich sollte als Kind von der Küste von Anfang an das sorgfältige Zerlegen des Fisches erlernen. »Kütern« ist eine Kombination aus Herumgematsche, Gefühl und der dazugehörigen Mimik. Am Kütern erkennt man den Pommern. Meinen eigenen Sohn habe ich zuerst mit Filets an den Fischgenuss herangeführt, die Feinmotorik des Zerlegens musste er erst später üben. Aber auch bei ihm kam das Wort »kütern« zum Einsatz: Er wurde dafür gelobt, dass er nicht gekütert hat. Und heute gehört grüner Hering, selbstverständlich an der Gräte gebraten, zu meinen Lieblingsgerichten. Dank meiner Mutter.
Antje Busch, Hannover