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Im Rubikon

 

(Nach Friedrich Schiller, »Der Ring des Polykrates«)

Er stand auf seines Amtssitz Zinnen,
Er schaute mit betrübten Sinnen
Auf das verlorene Berlin:
Dies alles war mir untertänig,
Ach Gott, ich war doch ziemlich dämlich,
Kaum glaublich, dass ich draußen bin.

Ich hab der Gönner Gunst erfahren,
Die niemals meinesgleichen waren,
Sie wollten nur an meine Macht.
So machte ich das Beste draus:
Kredit und Urlaub? »Geht aufs Haus.«
Ich hab mir nichts dabei gedacht.

Die Phase war zudem geendet,
Von Merkels Gnaden hergesendet,
Stand ich auf einmal anders da:
Das Schloss Bellevue, so schick und edel,
Ganz anders als in Großburgwedel,
Was soll ich da auf Mallorca?

Es schien mir alles wohlgeraten
Bei meinen präsidialen Taten,
Ich war auch immer aufrichtig
Erfreut an all dem Glanz und Glamour.
Am Ende gabs nur ein Dilemma:
Die Presse war zu neugierig.

So endet es nun hier mit Grausen,
Ich kann im Schloss nicht ferner hausen,
Mein Freund will keiner weiter sein.
Diekmann & Co sind mein Verderben,
Schier alles sinkt herab in Scherben,
Und nicht mal abbezahlt mein Heim!

Albrecht Prestel, Frankfurt a.M.