(Nach Heinrich Heine, »Sie saßen und tranken am Teetisch«)
Wir aßen und tranken am Stammtisch
und hatten die Welt im Griff.
Der Wirt gab sich locker lakonisch,
und Hans durch die Zähne pfiff.
Die Welt muss sein platonisch.
Der Musiker wusst es genau.
Doch Ulla lächelt ironisch:
Was bist du doch, Hänschen, so schlau!
Die Welt ist süchtig und gierig
nach deinem und meinem Moos,
und guckst du nicht stur und stierig,
dann bist du’s ruck, zuck wieder los.
Drum hab ich, sagt Susi beflissen,
Musik in Kunststoff gebrannt.
Bei Bach und mit Wärmekissen
erschließt die Welt dir Herr Kant.
Und Frauke lächelt freimütig:
Die Welt ist mein größtes Pläsier.
Drum präsentier ich euch gütig
den Grünkohl und noch ein Bier.
Und Leo, vom Alter recht weise,
im Rücken den warmen Kamin,
stellt’s Hörgerät still und ganz leise,
lässt Welten vorüberziehn.
Doch Bärbel entscheidet westfälisch:
Ich habe die Welt im Griff.
Ich mal sie mit Farbe ästhetisch
und geb ihr den letzten Schliff.
Wir sitzen noch immer am Stammtisch
und halten die Welt ganz fest,
verzehren mal locker, mal hektisch
gemeinsam den spärlichen Rest.
Ulla Michalke, Selm