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Das Bayern-Visum

 

Ein im Zeitalter der Globalisierung und des  Schengener Abkommens (aber auch bayerischer Separationsbestrebungen; d. Red.) faszinierendes Dokument fand ich zufällig im Nachlass meiner Eltern: die in der Nachkriegszeit erforderliche Genehmigung für den Zuzug unserer dreiköpfigen Familie nach Bayern. Hintergrund war, dass die Firma Siemens, der Arbeitgeber meines Vaters, die Hauptverwaltung aus dem »unsicheren« Berlin ins »sichere« Bayern verlegen wollte. In Erlangen, dem neuen Standort, wurde ein völlig neuer Gebäudekomplex samt Wohnsiedlung aus dem Boden gestampft. Am letzten Apriltag 1951 kam abends der Möbelwagen. Ich war damals dreizehn Jahre alt und wurde auf einem Sofa auf der Ladefläche zum Schlafen gelegt. Am nächsten Morgen durfte ich nach vorne ins Führerhaus, und so trafen wir am 1. Mai bei blauem Himmel und Sonnenschein in unserem neuen Domizil ein. Dort lebe ich noch heute.

Dieter Scotti, Erlangen