Ich bin 1957 geboren und mit dem Gefühl aufgewachsen, dass es eine Schande sei, deutsch zu sein. So habe ich mich stets als Individuum und nicht als Teil einer Nation begriffen. Seit fünfzehn Jahren arbeite ich häufig in den USA, und obwohl ich gern und gut Englisch spreche, ist mir erst während dieser Reisen klar geworden, was an mir typisch deutsch ist. Das fängt schon mit meinem Namen an: das dunkle U, das rollende R und das harte K, gefolgt von einem stummen E, das sind gleich mehrere unüberwindliche Hindernisse für englischsprachige Menschen. So habe ich mich ausgesöhnt mit meinem Pass und die deutsche Sprache lieben gelernt, mit all ihrer Umständlichkeit, aber auch Genauigkeit. Wie fast jeder Geschäftsreisende, der viel Zeit in Flugzeugen verbringt, will auch ich zum Schluss nur noch nach Hause. Und wenn ich nun aus dem Land komme, wo selbst der schönste Liebesbrief als love letter in zwei Teile geteilt wird, in Düsseldorf lande und im Eingang mein Blick auf das herrliche Wort Löschwassereinspeisestelle fällt, dann weiß ich: Ich bin zu Hause, und hier gehöre ich hin!
Ulrike Voelcker, Bochum