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Sankt Martin, reloaded

 

(Nach dem Kinderlied »Sankt Martin, Sankt Martin«)

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin fuhr durch Schnee und Wind,
sein SUV, der trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin fuhr mit leichtem Mut,
im SUV, da war’s ihm warm und gut.

Im Schnee saß, im Schnee saß,
im Schnee, da saß ein armer Mann,
hat Kleider nicht, hat Lumpen an:
»Oh helft mir doch in meiner Not,
sonst ist der bitt’re Frost mein Tod!«

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin hält den Wagen an,
macht’s Fenster auf zum braven Mann.
Sankt Martin wirft ’ne Decke raus
da lag sein Hund noch gestern drauf.

Sankt Martin, Sankt Martin,
der denkt, er sei ein guter Mann,
weil er so herrlich teilen kann.
Sankt Martin gibt jetzt richtig Gas,
denn Geben macht doch so viel Spaß!

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin legt sich müd zur Ruh,
da tritt im Traum der Herr hinzu.
Er trägt die Hundedeck’ als Kleid,
sein Antlitz strahlet Zornigkeit.

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin sieht ihn staunend an,
der Herr spricht ihn jetzt zornig an:
»Die Decke half dem Armen nicht,
er starb im frühen Morgenlicht.

Sankt Martin, Sankt Martin,
Decken schenken reicht nicht aus
bei all der Armut großem Graus.
Der Armut Grund, der liegt bei dir,
bei deinem Reichtum, deiner Gier!«

Sankt Martin, Sankt Martin,
wacht auf aus diesem bösen Traum,
erleichtert, weil allein im Raum.
Ein Gott mit solch’ Gerechtigkeit
das geht dem Martin echt zu weit.

Kurt Eimers, Düsseldorf