Von meinem Großvater habe ich dieses Schränkchen geerbt. Er hatte es 1918 aus Trümmern angefertigt, die er nach der Schlacht von Armentières aufgesammelt hatte, und es als Hausapothekenschränkchen sehr in Ehren gehalten. »Armentières« steht auch über dem Kreuz. Aus Neugier habe ich dieses Wort neulich gegoogelt. Ich wusste vorher nichts von dem unsäglichen Leid und der grauenvollen Zerstörung, die die deutsche Armee dort angerichtet hat. Als Mennonit hatte mein Großvater den Dienst mit der Waffe verweigert und war im Train eingesetzt. Er war Glasermeister in Durlach, die Bleiverglasung hat ein Kamerad angefertigt, der Kunstglaser war. Mehr hat der Großvater nie erzählt. Jetzt, nachdem ich eine Vorstellung von Armentières bekommen habe, verstehe ich, dass das Schränkchen mehr ist als eine nette Antiquität. Es hat ihm wohl geholfen, das Grauen zu überwinden.
Elisabeth Kludas, Bochum