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Ein Gedicht!

 

Die Kerls
(nach Erich Kästner, »Die Entwicklung der Menschheit«)

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt
bis zur hundertsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen
und schauen nun bös am Telefon
und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen. Uuhh!

Sie skypen geschminkt vor dem Monitor
und jagen und züchten Mikroben,
sie versehn die Natur mit allem Komfort,
sie starten steil in den Himmel empor
und bleiben auch wochenlang oben.

Sie schleppen die Frauen im Übermut
wegen Fehlern zum Schönheitschirurgen,
und finden: Das Silikon steht ihr gut!
Und züchten dabei eine Drachenbrut
als sexistische Dramaturgen.

Was aufreizend nun in der Freiheit sich glaubt,
ob inner ob außer der Hülle,
auch wenn es den Männern den Atem raubt:
Hinschauen, anfassen – nicht mehr erlaubt!
Die Fortpflanzung regelt die Pille.

Obwohl sie die Umgangssprache erlernt
und Körpernähe geschaffen,
da hamm sie sich von einander entfernt,
nachdem sie den Inhalt der Wörter entkernt,
und kehren zurück zu den Affen


Joseph Rossa, Weerberg, Österreich