Wer kennt heute noch das schöne Wort verpimpeln? Als Kinder trugen wir Brüder kurze Lederhosen, die waren praktisch und widerstandsfähig. Kamen im Herbst die ersten kühlen Tage, trugen wir zunächst lange Strümpfe bis unter die Knie statt der üblichen Söckchen. Mutter achtete besorgt darauf, dass den lieben Kleinen die Luftkühle nicht zusetzte, sie sich nicht erkälteten. Wenn sie dann unseren Vater fragte, ob wir nicht von nun an lange Hosen tragen müssten, antwortete er: „Du musst die Jungs doch nicht verpimpeln. Die sollen abgehärtet werden! Lange Hosen können sie anziehen, wenn es Schnee gibt.“ Tatsächlich wurde so verfahren, und wir beiden Jungs hatten, so lange ich denken kann, das ganze Jahr über nie eine Erkältung oder überhaupt ernstere Erkrankungen. Meine Enkel tragen heute keine Lederhosen mehr, und ich staune immer wieder über die Vermummungen, in denen sie dem Wetter trotzen müssen. Haben sich die Jahreszeiten so verändert? Oder werden die Kinder frühzeitig verpimpelt?
Hans-Henning Kubusch, Beverungen, nordrhein-Westfalen