(nach Günter Eich, »Inventur«)
Dies ist meine Kapuze,
dies ist meine Jacke,
die den scharfen Wind
und das Wasser durchlässt.
Der Goldring und zwei
Steine sind im Saum
vor begehrlichen
Augen verborgen.
Versteckt in der Tasche
die Adresse in Deutschland,
die ich niemandem
weitersagen soll.
Der Zettel ist feucht
wie alle Sachen,
die Schrift zerlaufen.
Das ist mir egal.
Dies ist mein Fladenbrot,
durchweicht, lösts sich auf.
Hunger habe ich nicht
auch keinen Durst.
Die glatte Planke hier
teil ich mit vielen.
Sie liegt zwischen uns
und dem dunklen Abgrund.
Das ist mein Baby.
Im nassen Tuch schläft
es auf meinem Schoß.
Atmet schon lang nicht mehr.
Hilde Stutte, Tübingen