Im Nachlass meiner Eltern fand ich einige Geldscheine aus Leder. Das Notgeld aus den Jahren 1922/23 stammt aus Osterwieck, einem kleinen Ort zwischen Halberstadt und Goslar, in dem meine Mutter aufwuchs. Die Scheine fühlen sich samtweich an und sind immer noch schön anzusehen. Die Banknote über 100 Mark liebe ich besonders – weil meine Mutter nämlich das Gedicht in der Umrandung früher häufig zitierte:
In des Leders Werdegang
ist die Hauptsach der Gestank!
Kalk, Alraun, Mehl u. Arsen
machens gar recht weiß und schön.
Eigelb, Pinkel, Hundeschiete
geben ihm besondre Güte.
Drum bleibt stets ein Hochgenuß
auf den Handschuh zart ein Kuß.
Manfred Thönicke, Hamburg