Vor Jahren saß ich mit meiner damals vierjährigen Tochter in der Vorweihnachtszeit am Küchentisch. Die Kerzen brannten am Adventskranz. Wir verzierten Spanschachteln, die wir an Tanten und Omas verschenken wollten. Der Kleinen gefiel das sehr. Sie blickte plötzlich auf, lächelte ganz selig und fragte: »Mama, fühlst du dich jetzt auch so inniglich?« Ja, auch ich fühlte mich so. Mein Mann kam aus dem Nebenzimmer, fotografierte seine beiden »Lieblingsfrauen« und fühlte sich wohl auch inniglich. Ein Jahr später teilte er mir mit, dass er uns verlassen würde. Er hatte sich in eine Arbeitskollegin verliebt. Am Tag vor Weihnachten zog er aus. Heute ist meine Tochter 22 Jahre alt und viel im Ausland unterwegs. Nie wieder hörte ich das Wort inniglich.
Ingrid-Maria Lux, Linz