Im Jahre 1968 habe ich als Abiturient (und übrigens auch schon ZEIT-Abonnent!) in Hameln einen alten Schreibtisch gekauft, zum Sonderpreis von fünf Mark, weil die Mehrzahl der Kunden damals offenbar lieber was Modernes haben wollte. Das solide, mit Intarsien und Messingbeschlägen verzierte Möbelstück überstand Umzüge nach Göttingen, Clausthal, Hamburg und Aachen. Als wir bei einem dieser Umzüge die Schubladen herausnehmen mussten, kam ein versteckter Briefumschlag mit Brotmarken von 1915 zum Vorschein. Und als ich jetzt die Unterlagen für meinen Rentenantrag zusammensuchte, habe ich diese Marken zufällig wiederentdeckt. Seither grüble ich darüber nach, wer wohl vor knapp hundert Jahren an meinem Schreibtisch saß und wie er Krieg und Inflation empfunden haben mag.
Dieter Mergel, Aachen