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Gesundheit!?

 

(frei nach Eugen Roth)

Herr Bert, gepeinigt von den Viren,
schleppt sich beinah auf allen vieren,
hoffend auf Medikation,
zu eines Arztes Rezeption.

»Stimmt noch die Anschrift und der Name?«,
fragt hinterm Tresen streng die Dame.
Auf einem Schildchen kann er lesen:
Schwester Irene heißt der Besen.

»Ja sicher …«, stöhnt er schmerzverzerrt,
in seinem Ohr ein Pfeifkonzert.
Von ganz weit her hört er den Satz:
»Meinetwegen, nehm’ Sie Platz !«
Mit 39,8 Grad Fieber
wär ihm zu liegen deutlich lieber.

Kaum dass er vor dem Arzte sitzt,
der ständig aus dem Zimmer flitzt.
Dabei hört er ihn lauthals jammern
und sich an die Reformen klammern.
»Bedaure, aber Grippemittel …«

– springt auf und streicht sich glatt den Kittel –
»verschreibungstechnisch sind tabu!«
Drum draußen steht Herr Bert im Nu.
Kriegt statt Rezept mit auf den Weg:
Dass ja er sich ins Bette leg!

Bereichert doch die Grippewelle
den Apotheker, so er helle!
An dessen Tür, in seiner Not,
Herr Bert nun schellt, die Wangen rot.
Und sieht – dankbar – im Fieberwahn,
schon aufgeschlossen diesen nah’n.

Bald steht er da, umringt von Pillen,
die Schnupfen und auch Husten stillen.
»Hier, für die Nase noch ein Spray,
und seh’n Sie nur: Erkältungstee!«
Erklärt wird ihm am Ende froh
der Nebenwirkung Risiko.

Nun ist die Lage gar vertrackt:
Herr Bert hat’s Geld nicht eingepackt!
Geplagt von Pein und ohne Wort,
verlässt er schlapp auch diesen Ort.

Da führt der Weg ihn geradeaus,
schnurstracks ins Bett – zu sich nach Haus.
Bekämpft dort im Familienkreis
die Grippe mit Zitrone (heiß !)
und Hühnersuppe, warmen Güssen,
bis er nicht mehr hat prusten müssen.

Und die Moral von der Geschicht?
Ob wir es wollen oder nicht …
Bist knapp an Geld du heutzutage,
bleib gleich zu Haus, üb’ Rückenlage!
Von Menschen in ’nem weißen Kittel
gibt’s jedenfalls kein Grippemittel!

Sabine Wilhelm-Osterloh, Berlin