Ferngespräch, das klingt nach etwas Besonderem, nach Ferne. Neulich stieß ich in einem Telefonat mit einem Freund auf dieses Wort. Er sagte zu einem Kollegen, als er mit mir telefonierte, er führe ein »Ferngespräch«. Reaktion: Verwunderung. Er wohnt im Westen, genauer in Walldorf bei Frankfurt, und ich lebe in Dresden, also im Osten. Wir necken uns gern mit den typischen Ost-West-Klischees. Erwähnen sollte ich wohl, dass wir beide zur Zeit der Wende um die zwölf Jahre alt waren. Heutzutage telefoniert man mit Flatrate sonst wohin und macht sich keine Gedanken mehr darüber. Aber in unserer Kindheit sah das noch anders aus. Gerade in der DDR gab es nur in wenigen Haushalten ein Telefon. Und so war es an der Tagesordnung, dass man als Telefonbesitzer Besucher hatte, die kamen, nur um ein Ferngespräch zu führen.
Marlen Arnold, Dresden