In meiner Kindheit erzählte mein Großvater (Foto oben, rechts, 1916) oft aus dem Ersten Weltkrieg. Er diente als Telefonist beim Generalkommando und war in Savigny-sur-Aisne (Champagne), also hinter der Front, stationiert. So kam es etwa, dass er als passionierter Gärtner den Garten der Telegrafenstation bewirtschafte. Er baute dort, wie er sagte, die besten Tomaten seines Lebens an und versorgte aus seiner Kartoffelernte sogar die Familie daheim. Diese Erzählungen von der kleinen heilen Welt inmitten des Krieges haben mich als Kind so gefesselt, so sehr, dass ich schon damals den Ort des Geschehens unbedingt kennenlernen wollte. Während einer Tagung vor einigen Jahren kam ich nun mit einem Kollegen aus dem Elsass über unsere gemeinsame – leider so oft kriegerische – Geschichte ins Gespräch. Wir nahmen uns für die Zeit unserer Rente vor, die Stätten zu besuchen, an denen unsere Großväter gekämpft hatten. Im vergangenen Herbst waren wir nun in Savigny und versuchten, die Stellen wiederzufinden, die im Fotoalbum meines Großvaters abgebildet waren. Unter den etwa 400 Einwohnern des Örtchens wurden wir so lange »weitergereicht«, bis sich jemand fand, der die Regionalgeschichte während des »Grande Guerre« zu seinem Hobby gemacht hatte. Überraschend für mich (Foto unten, 2011) war, mit welcher Freundlichkeit ich als Enkel eines damaligen deutschen Frontsoldaten aufgenommen wurde.
Lothar Zeileis, Warburg