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Zeitsprung: Aus Mühsal wird Malerei

 

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Seit einem Autounfall vor zwölf Jahren kann ich – 30 Jahre alt – keine Hand mehr rühren und keinen Fuß. Nur noch den Kopf (man nennt diese Art der Querschnitt- lähmung auch Tetraplegie). Stifte und Pinsel bewege ich mit dem Mund. Ein Lehrer der Heidelberger Schule für Kunst (Franz Baumann alias Keuchenius) sah ein paar unbeholfene Kritzel von mir (Abbildung links) und sagte: »Das wird bald Hand und Fuß haben.« Seither kam er jede Woche für eine Stunde zu mir, und aus den Kritzeln wurden Aquarelle von Landschaften und räumen, die ich nicht mehr betrete und die sich mir nun dank der Kunst wieder öffnen.

So entstand auch eine weitere Ansicht meines derzeitigen Wohnorts Heidelberg (rechts), die nun sogar – ohne mein Wissen – in ein Buch (Heidelberg – Geist und Rätsel) aufgenommen wurde. Ich wollte es nicht glauben: ich, zwischen lauter berühmten Menschen, die diese Stadt gemalt haben, nur ein paar Seiten von William Turner entfernt, ein paar Seiten nach dem zeichnenden Goethe. Als ich fragte, wie das sein kann, sagte mein Lehrer: »Das kommt davon, vom Kritzeln.«

Christian Lärz, Heidelberg