Nach Matthias Claudius – KRIEGSLIED (1779)
S‘ ist Flut! s‘ ist Flut! O Gottes Engel wehre,
Und rede Du darein!
s‘ ist leider Flut — und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!
Was sollt‘ ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
Durchnässt und bleich und blass,
Die Geister der Ertrunk‘nen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?
Wenn wack‘re Leute, die sich Heimat suchten,
Verzweifelt und halb tot
Im Schlamm sich vor mir wälzten und mir fluchten
In ihrer großen Not?
Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor der Flut,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Verwünschten mich voll Wut?
Wenn Hunger, böse Seuch‘ und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich‘ herab?
Was hülf‘ mir i-pod, Land und Geld und Ehre?
Die könnten mich nicht freu‘n!
’s ist leider Flut — und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!
Franz Richter, Hannover, Niedersachsen