Als Kinder haben wir gesungen: »Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König.« so richtig verstanden haben wir das Lied wohl nicht, aber wenn wir gesungen haben, dann waren wir froh. »Froh«, nicht nach einem Sieg, sondern nach Errettung. Nicht der laute Ausruf »Geil«, »Mega« oder »Hammer«, sondern das stille Glück, ein bescheidenes, einfaches Glück, gepaart mit Dankbarkeit. Manchmal sag ich zu meiner Frau: »Bin ich froh, dass ich dich hab!« Längst haben wir beide Runzeln und sie auch noch ein paar Beschwerden. »Froh«, die Sicherheit, angenommen zu sein von einem lieben Freund, einem Partner fürs Leben. Wenn nicht die Leistung zählt, sondern das ehrliche Bemühen, dann sind wir ja so froh. Wenn man uns kennt und mit unseren Schwächen akzeptiert, dann stimmt uns das froh. Instrumente stimmt man, damit sie im Zusammenspiel harmonisch klingen. Frohe Menschen findet man dort, wo das Zusammenleben harmonisch ist. Da werden die Schwachen getragen, und man freut sich über das Glück und die gaben der andern. Manche Gasthäuser tragen den Namen »Frohsinn«. Ich bin froh, dass geduldige Lehrer und Lehrerinnen mir lesen und schreiben beigebracht haben. So kann ich jede Woche die Rubrik »Was mein Leben reicher macht« lesen und werde froh, weil es viele Menschen gibt, die fühlen wie ich. »Froh«: ein königliches Gefühl, das so manchem König vorenthalten blieb.
Hans Graf, Zürich, Schweiz