Im Jahr 1954 wurde ich mit meinen beiden Lieblingskindern Hänsel und Gretel fotografiert. Sie begleiteten mich, bis ich mich mit zehn zu erwachsen für Puppen fühlte. Hänsel verlor einen Arm, Gretel wurde, wie damals üblich, in der Verwandtschaft herumgereicht und verschwand im Lauf der Jahre wie er.
Am 8. Dezember 2000, zu meinem 51. Geburtstag, kam meine Mutter aus der Pfalz nach Wien und brachte mir den wiedergefundenen, gesundeten Hänsel mit – im Originalschlafanzug.
Zwei Wochen später wurde meine Mutter schwer krank und verstarb am Heiligen Abend. Im Januar 2001 musste ich in meine Heimatstadt Frankenthal zur Beerdigung und Nachlassverwaltung. Die letzte Abbuchung auf ihrem Konto war die Rechnung für die Puppenklinik, sie hat den Zahlschein auf dem Weg zum Bahnhof am 8. Dezember abgegeben…
Brigitte Sokop, Wien