Im Jahre 1943 war unsere Wohnung in Neumünster bei einem Bombenangriff zerstört worden. Wir kamen bei Verwandten in Dänschenburg unter, einem kleinen Dorf in der Nähe von Rostock. Und mein Vater wurde nach seiner Rückkehr vom sowjetischen Militärkommandanten dort als Ortspolizist eingesetzt. Allerdings passierte es häufig, dass er von Rotarmisten unter Vorhalt einer Waffe seines Fahrrades beraubt wurde, wenn er in den zu seinem Beritt gehörenden Dörfern unterwegs war. Um dies zu verhindern, stellte ihm der Bürgermeister eine amtliche Bescheinigung für sein Dienstrad aus. Die eigentliche Wirksamkeit erhielt dieser »Schutzbrief« allerdings erst durch Übersetzung ins Russische und Bestätigung durch den Militärkommandanten. Danach ist meinem Vater kein Fahrrad mehr abhandengekommen.
Auch die Rückseite ist übrigens ein bemerkenswertes Zeitdokument: Sie zeigt, welch heute nicht mehr vorstellbarer Mangel selbst an einfachsten Dingen herrschte. Das Amt hatte nicht einmal frisches Papier zur Verfügung und musste sich mit der Rückseite eines noch (aus den dreißiger Jahren) übrig gebliebenen Formularvordruckes behelfen.
Hans-Walter Beencke, Hamburg