Das Wort Schulmeister zeigt einen entscheidenden Wandel unserer Bildungskultur. Früher war der Schulmeister oft die einzige Lehrkraft einer einklassigen Dorfschule. Er unterrichtete alles von Religion über Lesen und Schreiben bis Rechnen. Ich erinnere mich noch gut an Paukstunden, in denen wir gebetsmühlenartig leierten: »Seechs mal seechs ist seechsunddreißig…« Manchem mag auch das Lied im Gedächtnis geblieben sein, das auf die lange Zeit unzureichende Bezahlung der Lehrkräfte hinwies: »Was er nicht isst, das packt er ein, das arme Dorfschulmeisterlein«. Inzwischen haben sich Didaktik wie auch Bezahlung verbessert, und wenn heute jemand von »schulmeisterlichem Verhalten« spricht, dann handelt es sich in der Regel um eine unerwünschte Belehrung.
Renate Steinhorst, Bamberg