(nach Matthias Claudius, »Die Sternseherin Lise«)
Ich sehe gern nach Mitternacht,
Wenn ich mein Werk getan
Und keiner sonst im Hause wacht,
Mir alte Streifen an.
Sie funkeln mir ins Aug’, zerstreut
Wie Kurzschluss-Licht im Flur;
In Serie und aufgereih’t
Wie Perlen an der Schnur;
Sie flimmern alle stundenweit,
Und flackern hell und schön;
Ich schau auf meinen Flachschirm breit
Und kann nicht satt mich sehn.
Man fragt im Heft »Die Fernseh-Welt«,
Und das bewegt die Brust:
»Gibt’s Schön’res unterm Himmelszelt
Als all die Flimmer-Lust?«
Ich werf mich auf mein Boxbett hin,
Und lieg noch etwas wach,
Und denk doch über tief’ren Sinn
Nicht mehr sehr lange nach.
Lothar Schwarz, Troisdorf-Bergheim