Manches alte Haus kann nur noch ein Freilichtmuseum retten. Für das Salettl von Passau-Mariahilf, 1881 an der frequentierten Straße nach Schärding errichtet, schien nach 129 Jahren das Ende gekommen. Ein Stützgerüst bewahrte es gerade noch vor dem Einsturz.
Getrunken und getanzt wurde in diesem lichten Sommer-Tanzsaal zuletzt im Kriegsjahr 1915. Als die benachbarte Schule 1918 zum Lazarett wurde, verlegte man den Unterricht in den Tanzsaal. 1924 zog eine Autolackiererei ein, die 1976 schließen musste. Zuletzt diente das Gebäude dem zugehörigen Wirtshaus noch als Brennholzschuppen. Dann stand das Salettl – so werden in Bayern dergleichen Sommerbauten genannt – jahrzehntelang leer und verfiel.
Von der bayerisch-österreichischen Grenze ist es nun an die bayerisch-böhmische Grenze gewandert: Die Zimmerer des Freilichtmuseums Finsterau haben Balken für Balken abgetragen, kaputte Bauteile ersetzt und am neuen Ort alles wieder aufgebaut. Ein Wirtshaus samt Biergarten mit hochgewachsenen Linden gab es da schon, direkt daneben steht jetzt das Salettl. Die kunstvoll maserierten Türen wurden restauriert, ein Kirchenmaler hat die reiche Farbfassung an den Wänden und Balken erneuert.
Seit ein paar Monaten wird wieder gefeiert im Salettl von Passau-Mariahilf.
Martin Ortmeier, Finsterau im Bayerischen Wald