Meine Eltern besaßen einen hölzernen Specht, der Zigaretten aus einem Kästchen holte, wenn man seinen Kopf nach unten drückte. Auch dieser Bursche, den ich vor ein paar Jahren auf einem Berliner Flohmarkt entdeckt habe, stammt wohl aus volkseigener Produktion und bietet seit seinem Kauf als infantiler Gegenpart in unserer nüchternen Hightechküche beharrlich seine Ware an. Wenn man ihm den Kopf hinunterdrückt, schiebt sich unter ihm eine Schublade auf, aus der er mit dem Schnabel einen Zahnstocher nimmt. Ich habe den gleichen Vogel noch später einmal entdeckt und ihn ebenfalls gekauft, falls unser Küchenrabe mal an Altersschwäche aufgibt. Auf einem Flohmarkt sah ich kürzlich einen dritten mit aufgeklebten weißen Augen. Kurz überlegte ich, unserem auch Augen zu spendieren, verwarf den Gedanken aber wieder. Ich bin nämlich Diplomdesigner und finde gerade die Abstraktion, die der unbekannte Gestalter in rotes und schwarzes Plastik umgesetzt hat, sehr gelungen.
Frank Herbst, Berlin