Solch ein kleines Küchenmesser hatte meine Großmutter, die in Osthessen an der Werra lebte, stets in der Schürzentasche (Osthessisch: Kippe). Das Messer hieß Schnitzer oder Schnitzerchen und wurde im Garten wie auch im Stall und in der Küche für alle möglichen Arbeiten verwendet – nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge, aber sicher, ohne zwischendurch gesäubert zu werden! Ich kenne meine Großmutter nur so »bewaffnet«, und auch für mich ist das Schnitzerchen unentbehrlich (wenn auch stets frisch gespült).
Antwort auf den Beitrag von Frau Becker, die den Begriff für Westsachsen beansprucht, vom 3. Juni 2015:
Frau Becker vermutet Migrationshintergrund und hat damit vielleicht nicht ganz unrecht, allerdings in etwas anderer Weise! Meine Großmutter nämlich stammt aus einer Gegend, die Waldhessen heißt (aus einer Familie, die dort seit Menschengedenken Höfe und Mühlen besaß, also nicht erst kürzlich eingereist sein dürfte). Und obwohl die Gegend heute einen ziemlich verträumten Eindruck macht, erlebte sie (laut Internet) im Spätmittelalter eine wirtschaftliche Blüte. Diese verdankte sich der Lage an einer der wichtigsten Handelsstraßen, der »Langen Hessen«, die Frankfurt und mit Leipzig verband. So hat also die Bezeichnung »Schnitzerchen« vermutlich selbst Migrationshintergrund.
Christa Schütze, Baunatal, Hessen