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Vom Pollen benommen

 

(nach Emanuel Geibel, »Der Mai ist gekommen«)

Der Mai ist gekommen, die Pollen schwirren aus.
Da bleibt, wer vernünftig, mit Kleenex zu Haus.
Wie die Wolken auch wandern am himmlischen Zelt,
es gibt kein Entrinnen in der blühenden Welt.

Der Mai ist gekommen, den Apotheker es freut:
»Oh wie lieblich und lohnend ist die Heuschnupfenzeit.«
Frischauf drum, frischauf, es blühet das Gras.
Es kribbelt, es krabbelt, es läuft manche Nas.

Der Mai ist gekommen. Du lustiger Spielmann du,
Ergreif deine Fiedel, ich nies den Takt dazu.
Und find ich keine Ruhe, so lieg ich zur Nacht
mit tränenden Augen und halte die Wacht.

Im Wind rauscht die Linde, schließlich schlafe ich ein,
und mein Traum lässt mich sacht im September schon sein.

Susanne Steinhagen, Dortmund