Meine Eltern haben auf ihrer Hochzeitsreise ins Kleine Walsertal eine winzige Lärche ausgegraben und in ihren Garten gepflanzt. Sie gedieh dort prächtig. Ich liebte sie wegen ihrer samtweichen Nadeln, die man streicheln konnte. Als ich 13 Jahre alt war, verliebte sich meine Mutter in einen anderen Mann, und meine Eltern ließen sich scheiden – 1951 eine wahre Katastrophe. In dem Jahr verlor die Lärche ihre Nadeln schon im Sommer. Sie starb. Es gab den Verdacht, mein Vater hätte sie vergiftet, um das Symbol dieser Ehe zu zerstören. Ich denke heute noch, dass die Lärche getrauert hat wie ich.
Maja Bauer, München