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Pass verloren, Freund gefunden

 

Anfang August. Ich steige aus dem Taxi am Busbahnhof von Lissabon. Nehme meinen Koffer und stelle fest, dass ich mein Sakko mit Reisepass und Handy im Taxi habe liegen lassen. An der Information reicht mir eine nette Dame ihr Handy, damit ich mein eigenes anrufen kann. Vielleicht antwortet der Taxifahrer. Negativ. Ich rufe vier Taxizentralen an. Negativ. Mein Bus nach Hause fährt ab. Ich gehe zum Taxistand und erkläre einem Fahrer meinen Fall. Er sagt, ich sollte zum Flughafen zurückfahren und mit der Polizei sprechen. Er fährt mich hin und lässt mich bei 2 Polizisten aussteigen.

Dort findet ein Polizist das Nummernschild meines Taxi heraus. Wir laufen an etwa 100 Taxis entlang, hören blöde Bemerkungen, finden das richtige Taxi aber nicht. Der Polizist läuft mit mir zum Terminal zurück und sagt, ich solle doch den Bus zum Busbahnhof nehmen, oder ein Taxi ab der Abflughalle, die sind dort billiger. Ich will mich erkenntlich zeigen. Er sagt: „Das ist mein Job“. Zwei Tage später schreibe ich an den Polizeichef von Lissabon.

Drei Tage vor Weihnachten ruft der Polizist mich an, er wünschst frohe Weihnachten. Ich frage, ob es eine Reaktion auf meinen Brief gab. Er sagt, ja deshalb rufe er an: Weihnachtsfest der Lissabonner Polizei, er wird auf die Bühne gerufen, mein Brief wird vorgelesen und es gibt Applaus und ein großes Weihnachtsgeschenk und eine zusätzliche Gehaltsprämie für ihn. Bevor er auflegt sagt er noch: „Wenn Sie wieder in Lissabon sind, rufen Sie mich an, dann gehen wir einen Kaffee trinken!“ Sein überraschender Anruf war mein schönstes Weihnachtsgeschenk.

Johan de Rie, Mértola, Portugal