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Christkindl: Mein Wort-Schatz

 

Seit über 40 Jahren habe ich – immer im Dezember – ein Lieblingswort: Christkindl (Oder besser: »Chrischdkindl«, wie wir im heimatlichen bayrisch-schwäbischen Dialekt sagen.) Schon das Wort ist weich und rund, und wir Kinder wussten, dass dieser kleine Kerl in kurzem dünnem Kleidchen den ganzen Dezember die Fensterbänke abflog und Wunschzettel einsammelte. Welche Macht dieses kleine Wesen hatte: Es konnte all die Wünsche erfüllen und auch liefern! Das Wohnzimmerfenster musste dazu an Heiligabend nur einen klitzekleinen Spalt offen stehen. Das war das Weihnachtswunder! Als Erwachsene erfuhr ich dann vom Weihnachtsmann, bedingt durch meinen norddeutschen Ehemann. Wie profan! Ein dicker Mann mit dickem  Mantel gegen die Kälte, der auch noch einen Schlitten zur Fortbewegung braucht! Unsere Kinder kennen aus paritätischen Gründen nun beide: das Christkindl (nun hochdeutsch) und den Weihnachtsmann. Die beiden haben sich die immer mehr werdende Arbeit in einer globalisierten Welt geteilt. Zu uns aber kommt weiterhin das Christkindl: Am Heiligen Abend steht die Terrassentür einen klitzekleinen Spalt offen.

Pia Kraus, Ulm