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Wiedergefunden: Ein Brief von hoher See

 


Nach dem Tod meiner Mutter fiel es mir zu, ihre Wohnung auszuräumen. Sie hatte unendlich viele Kisten mit Bildern und Briefen aufgehoben. In einer dieser Kisten fand ich den bereits leicht vergilbten Brief an meinen Großvater. Mein Vater hatte ihn auf Büttenpapier geschrieben und – er bat um die Hand meiner Mutter! Mein Vater, 1920 geboren, hat es im jungen Alter von 15 Jahren aus einem kleinen Bergmannsdorf an der Saar nach Hamburg gezogen, um sich seinen Traum zu erfüllen und bei der deutschen Handelsschifffahrt anzuheuern. Er war auf verschiedenen Schiffen in weit entfernte Länder gekommen, bis – so sein Tagebuch – »im September 1939 die schönen schneeweißen Schiffe in das düstere Grau des Krieges gekleidet wurden und ich von einem Tag zum anderen kein herrlich freier Seemann, sondern ein Matrose des Hilfsschiffs der deutschen Kriegsmarine wurde, Bestimmungsort unbestimmt …« Im Juli 1944 hat mein Vater meine Mutter, eine Hamburger Deern aus Blankenese, geheiratet. Er konnte uns vier Kindern später sehr viel von seinem facettenreichen Leben vermitteln.


Margit Anhut, Freiburg